Skoliose-OP
am 22.07.2005 im Klinikum Neustadt/Holstein
Am 30.März 2005 machten wir uns also auf den Weg nach Neustadt. Nach einer
zehnstündigen Fahrt sind wir endlich gelandet und haben uns erst mal die Stadt
und Umgebung angeschaut. Am nächsten Morgen den 31.März 2005 hatte ich dann um
10 Uhr den Termin in der Skolioseambulanz. Als erstes wurden nach über zwei
Jahren neue Röntgenbilder ohne Korsett gemacht. Dabei zeigte sich eine Krümmung
in der BWS von 50°-55° und in der LWS von 45°; es hatte sich also schon wieder
verschlechtert womit wir aber schon gerechnet haben,
Kurze Zeit später dann
wurde ich aufgerufen, und wurde dann von einem sehr netten Arzt gründlich und
einfühlsam untersucht. Er schaute sich meinen Rücken an, vermaß die
Röntgenbilder, untersuchte meine Beine, fragte mich einige Dinge und wollte auch
wissen warum ich mich operieren lassen möchte. Er war sich dann aber nicht ganz
sicher und beschloss sich lieber noch mit dem Chefarzt Prof.Dr.Halm zu
besprechen, und das er mich auch nochmal anschaut. Da Dr.Halm aber leider gerade
im OP war, mussten wir noch ein Weilchen warten. Um 14.30 Uhr kamen wir dann
wieder dran.
Auch er untersuchte mich nochmals genau und schaute sich meinen Rücken an.
(ich musste mich in alle Richtungen verbiegen, war irgendwie nicht so angenehm).
Er schaute sich dann mein Röntgenbild genau an, und meinte dann er würde mir
empfehlen mich operieren zu lassen. Das war natürlich erst mal ein Schlag ins
Gesicht, aber ich hatte damit gerechnet. Er sagte mir die Schmerzen werden immer
mehr, die Krümmung immer stärker, die inneren Organe würden immer mehr in
Mitleidenschaft gezogen werden und ich würde innerhalb der nächsten Jahre 2-3
Bandscheibenvorfälle in der LWS bekommen.
Mir wurde erklärt dass ich von der
Seite mittels HZI operiert werden würde, mir dabei die sechste Rippe entnommen
wird, die dann als Ersatz für die Bandscheiben rein kommt. Ich sollte von
Th7-11/12 versteift werden und brauche leider auch eine Thoraxdrainage. Der
Krankenhausaufenthalt liegt bei ca.12-15 Tagen, davon ca.2-5 Tage auf der
Intensivstation. Die Aufklärung war echt spitze und es wurde mir jede Frage
beantwortet die ich hatte, echt toll!!!
Somit stand für mich der
Entschluss eignetlich fest, ich konnte mich aber noch nicht gleich entscheiden.
Außerdem konnte meine Mama leider nicht mitkommen und so wollte ich das auch
noch gerne mit ihr besprechen. Wir wurden von der Ärzte/Klinik keiner Zeit zur
OP gedrängt und sie haben uns gesagt wir sollen uns das gut überlegen. So Haben
wir auch noch keinen OP-Termin ausgemacht.
Die supernette Sekretärin von
Dr.Halm fragte uns dann ob wir zufällig bei Dr.Hoffmann in Leonberg in
Behandlung sind. Wir haben uns schon gewundert, sie erklärte uns aber dann dass
die beiden Ärzte zusammen arbeiten würden, und Prof.Dr.Halm alle drei Monate
nach Leonberg kommt, und er das nächste Mal am 15.April dort ist. Wir sollten
doch versuchen dort anzurufen und versuchen noch einen Termin zu bekommen, dann
könnten wir uns bis dahin überlegen und der Weg wäre nicht soweit. Wir durften
dann die Röntgenbilder mitnehmen, und hatten genügend Zeit uns das alles zu
überlegen.
Wir sollten dann gleich noch zum Anästhesie-Aufklärungsgespräch,
denn sonst hätten wir nochmal nach Neustadt fahren müssen. Auch dieses
Aufklärungsgespräch war sehr gut, mir wurde erklärt dass ich eine Thoraxdrainage
bekommen werde, einen Blasenkatheter, bei mir während der OP eine Lunge
ausgeschaltet wird, und ich so durch einen Doppeltubus beatmet werde, ich bekomm
außerdem einen Zentralenvenekatheter am Schlüsselbein, einen Zugang an der
Hauptschlagader am Armgelenk, wo so alles direkt im Blut gemessen werden kann,
außer dem werd ich nach der OP eine Sauerstoffmaske haben und noch einige
weitere Zugänge. Mir wurde auch gesagt dass ich vor der OP Beruhigungstabletten
bekomm, das war auch besser so.
So fuhren wir einen Tag später wunderbar
aufgeklärt über die Skoli-OP wieder zurück an den Bodensee. Für mich stand
damals die Entscheidung für die OP eigentlich schon fest.
Die nächsten zwei
Wochen hab ich viel mit Nachdenken verbracht, auch meine Eltern haben sich viele
Gedanken gemacht, wir haben uns dann letztendlich für die OP entschieden, weil
wir gewusst haben dass es für mich die bessere Entscheidung ist.
So sind wir dann am 15.April 2005 zu Dr.Hoffmann und zu Prof.Dr.Halm nach
Leonberg gefahren. Dort wurde uns noch mal alles erklärt, vor allem auch meiner
Mama weil sie ja das erst Mal leider nicht dabei sein konnte. Dr.Halm hat mir
sogar den Verlauf der Narbe mit Edding auf meinen Rücken gezeichnet, fand ich
voll toll damals, und die Narbe verläuft jetzt tatsächlich genau dort. Uns
wurden dann auch noch Röntgenbilder von bereits Operierten gezeigt so dass wir
uns das alles sehr gut vorstellen konnten. Somit stand die Entscheidung dann
endgültig fest, und Dr.Halm schrieb mich auf die OP-Liste.
Wir fuhren dann wieder nach Hause und zwei Wochen später
erhielt ich meinen OP-Termin: Es sollte der 22. Juli
2005
sein.
Die folgenden Wochen vergingen schleppend, zwischendrin bekam ich ziemlich
Angst vor der OP und machte mir alle möglichen Gedanken, doch dank des
Skoliose-OP-Forums konnte ich der OP letztendlich ganz gelassen entgegenschauen,
und freute mich darauf endlich keine Schmerzen mehr zu haben, auf einen geraden
Rücken und keinen Rippenbuckel mehr.
So ging ich am 28.Juni und 5.Juli 2005 zweimal zum Eigenblutspenden ins
Universitätsklinikum nach Freiburg und spendete jeweils 500 ml. Das war zwar
nicht gerade angenehm, aber im Großen und Ganzen hab ich es gut überstanden. Das
Spenden war das kleinste Übel an der OP.
So vergingen die letzten Schulwochen und am 19. Juli 2005 war ich das letzte
Mal in der Schule, verabschiedete mich von meinen Freunden, hab ihnen meine
Krankenhausadresse gegeben, packte mittags meinen Koffer fertig und dann ging es
auch schon los.
Bis dahin hatte sich meine Skoliose nochmals verschlechtert, sie wollten mich
wegen der Strahlenbelastung nicht noch mal röntgen, aber sie schätzten meine
Wirbelsäule zum Schluss auf mindestens 60° in der BWS und 50° in der LWS.
Jetzt folgt der OP-Bericht den ich teilweise auch schon kurz meiner OP
geschrieben habe.
Mittwoch, 20.Juli 2005
Morgens um halb vier gings los zum Stuttgarter
Flughafen, dort flog unser Flieger um sieben Uhr ab. Es ging alles ohne
Probleme, wir landeten pünktlich in Hamburg und waren dann um 12.00 Uhr mit dem
Zug in Neustadt. Dort bezogen wir die Ferienwohnung meiner Mama und gingen dann
trotz schlechten Wetters noch an den Strand.
Donnerstag, 21. Juli 2005
Pünktlich morgens um neun waren wir in der Klinik. Dort wurden wir auch
gleich auf Station geschickt. Dort verbrachten wir dann den ganzen Tag und mir
wurde mein Zimmer gezeigt. Es wurden alle Untersuchungen gemacht:
- Fieber,
Blutdruck, Puls messen
- Blut abnehmen
- Gespräch mit Anästhesisten,
WS-Chirurg
- Röntgen (Bending und Traktion Aufnahmen)
- Fotos
-
3D-Vermessung
- EKG
- Thrombosespritze
- Lungenfunktionstest
So
dann war das erst mal geschafft, danach durfte ich mir noch die Intensivstation
anschauen, später gab es dann nur noch Suppe zum Abendessen. Danach gab es einen
tollen Einlauf, einfach spitze. Später gab es eine schöne blaue wundertablette,
und man hat geschlafen wie ein Engel. Eigentlich sollte ich morgen die erste
sein, doch es kam noch ein Notfall dazwischen, und so wurde ich die zweite.
Freitag, 22. Juli 2005
Morgens durfte ich erst nochmal in Ruhe duschen,
dann musste ich dieses schicke Engelshemd anziehen und Thrombosestrümpfe, die
waren ganz besonders angenehm. Danach gab es nochmal eine Beruhigungstablette.
Um 10.15 Uhr wurde ich dann endlich abgeholt, wir fuhren irgendwie durchs
halbe Krankenhaus, das hab ich aber gar nicht so genau mitbekommen. Oben vor dem
OP-Saal musste ich dann mein Kuscheltier zurücklassen, musste auf die Liege
kraxeln und dann wurde mir noch mein Nachthemd ausgezogen. Danach hab ich mich
von meiner Mama verabschiedet, was eigentlcih nicht so toll war. Mir wurde dann
aber hinterher erzählt, dass ich das von den ganzen Tabletten ganz lustig fand.
Dann gings los in den Vorbereitungsraum, dort wurden mir noch bei
Bewusstsein ein paar Zugänge gelegt, was ich aber gar nicht ganz geschnallt
habe. Dann kam Prof. Dr. Halm und meinte: Na Katja heute machen wir dich mal
gerade. Ich bekam dann so einen fetten Schlauch unter meine Decke der warme Luft
gepustet hat. Dann um 10.45 Uhr kamen dann die Narkoseschwestern endlich, ich
seh noch die eine mit so einer Beatmungsmaske über mir und die andere hatte eine
gr0ße Spritze in der Hand. Die hat sie mir am Zugang angesetzt, und dann weiß
ich von diesem Tag absolut gar nichts mehr.
Um 14.30 Uhr war meine Mama das
erste Mal bei mir auf der Intensivstation, kurze Zeit später kam Prof. Dr. Halm
und brachte das erste Röntgenbild vorbei und kontrollierte ob ich meine Beine
bewegen kann. Meine Mama blieb dann bis 20.00 Uhr, sie hat mir danach dann
erzählt, dass mein Kompletter Oberkörper samt Gesicht total geschwollen war. Von
all dem weiß ich nichts mehr. Ich hatte nur höllische Schmerzen in der Schulter.
Samstag, 23. Juli 2005
Morgens kam mich Gott sei Dank meine Mama wieder
besuchen. Ich hab dann irgendwie den ganzen Tag geschlafen, hab viel getrunken
und zwischendrin Joghurt gelöffelt, eher gesagt löffeln lassen. Und dann kam das
Highlight des Tages, ich stand das erste Mal an der Bettkante, das weiß ich
noch. Aber auch sonst weiß ich von diesem Tag nichts mehr. Auch an diesem Tag
hatte ich Schmerzen in der Schulter und von der Thoraxdrainage. Ich hatte die
ganze Krankenhauszeit nicht einmal Schmerzen im Rücken.
Sonntag, 24. Juli
2005
Auch hier war meine Mama den ganzen Tag da. Ich war glaub ich das erste
Mal etwas wacher, weiß aber auch nicht mehr viel. Ich weiß nur dass die NAcht
ziemlich schmerzhaft war. Und ich immer essen sollte obwohl ich gar nicht
wollte. Ich bin dann aber irgendwie trotzdem die ganze Zeit eingeschlafen, was
ich aber nicht sollte, deswegen sollte ich dann Schuh des Manitus anschauen, das
war dann aber etwas zu hektisch für mich und darauf hin spuckte ich das
komplette Bett voll. Danach ging es mir dann erstaunlicher weise besser, und ich
konnte nachtsrelativ gut schlafen.
Montag, 25. Juli 2005
Endlich gings
zurück auf Normalstation, (mir wurde vorher ein paar Zugänge weggemacht, aber
ich hatte nach wie vor den Blasenkatheter, Thoraxdrainage, einen Zugang an der
Hand, den ZVK und Sauerstoff). Vorher musste ich leider noch mal zum Röntgen was
mit der Thoraxdrainage nicht so angenehm war aber ich habs überlebt. Den
restlichen Tag hab ich meistens geschlafen und hatte ziemliche Schmerzen von der
Thoraxdrainage und in der Schulter. Als ich auf Normalstation angekommen war,
hatte ich plötzlich nur noch eine Sauerstoffsättigung von 64% im Blut, was mehr
als vieeel zu wenig war, und so wurde ich bis Mittwoch noch mal an die
Sauerstoffbrille angeschlossen, was aber nicht so schlimm war, das hat das Atmen
sogar eher erleichtert.
Die Nacht war dann nicht so toll, ich hatte sehr
starke Schmerzen so dass ich von der Nachtschwester zwei Spritzen mit
Schmerzmittel in den Bauch bekommen hab. Außerdem hab ich irgendwie ein bisschen
viel Abführmittel abbekommen, so dass ich in der Nacht ziemlich Durchfall bekam
und ich mit der Thoraxdrainage immer auf diese Bettpfanne musste, was ziemlich
schmerzhaft war.
Dienstag, 26. Juli
2005
Heute durfte ich zum ersten Mal
richtig essen, und so hab ich zum Frühstück gleich 4!!! Marmeladebrötchen
verdrückt, den restlichen Krankenhausaufenthalt hatte ich so gut wie keinen
Appetit. Den restlichen Tag hatte ich ziemliche Schmerzen, hatte zwischendurch
Atemnot und ich war auch so nicht gerade fit. Zwischendurch musste ich leider
wieder mit Thoraxdrainage liegend im Bett zum Röntgen, was mir sehr wehgetan
hat. Mittags bekam ich dann aber ganz lieben Besuch und ich konnte meine
Schmerzen für kurze Zeit vergessen, leider weiß ich aber selbst von dem Besuch
nicht mehr allzu viel. Danach hab ich wieder geschlafen und später versucht noch
was zu essen.
Auch die nächste Nacht war nicht toll, und es war für mich die
schlimmste während der Krankenhauszeit. Gegen 22.00 Uhr war mein Blasenkatheter
komplett verstopft, und ich hatte das Gefühl im nächsten Moment platzt meine
Blase. So wurde der dann mitten in der Nacht gezogen, da ich dann aber keinen
Blasenreflex mehr hatte, musste mir in der Nacht drei Mal ein Einmalkatheter
gelegt werden.
Mittwoch, 27.
Juli 2005
Auch am nächsten Morgen hatte ich
noch keinen Blasenreflex. Doch dann war erst mal Chefarztvisite und endlich
wurde beschlossen dass meine Thoraxdrainage raus kommt. Morgens um 10 Uhr bekam
ich noch mal einen Einmalkatheter gelegt, doch danach funktionierte es immer
noch nicht. So bekam ich eine Schüssel voll warmen Wasser über den Bauch gelegt
und dann funktionierte es Gott sei dank wieder. Danach musste ich noch mal zum
röntgen mit Drainage. Danach kam sie dann endlich raus, das hat nicht sooo
wehgetan, es hat kurz gezogen und gezwickt und schon war sie draußen. Danach
ging es mir um 100% besser und ich hatte kaum noch Schmerzen. So kam dann auch
der ZVK raus. Danach musste ich noch mal zum Kontrollröntgen, wobei ich fast
kollabierte und spuckte und deswegen durfte ich erst am Donnerstag
aufstehen.
Donnerstag, 28. Juli 2005
Die Nacht war ruhig und so durfte ich
endlich mittags das erste Mal aufstehen. Ich wurde mit Hilfe von zwei
Physiotherapeuten aufgerichtet, und mir wurde dann erst mal schwindelig. Das
verging aber schnell, und so konnte ich mit einem ganz hohen Gehwagen meine
ersten Schritte gehen. Das war ganz komisch, denn man war ja eigentlich gerade,
fühlte sich aber total krumm, denn man war seine Haltung ja jahrelang gewöhnt.
So ging ich die erste Runde über die Station. Danach war ich ziemlich fertig und
musste erst mal schlafen. Gegen Abend bin ich dann noch mal alleine mit meiner
Mama ein paar Schritte gegangen. Dabei hab ich mich auch das erste Mal im
Spiegel angeschaut, es war echt der Hammer wie gerade ich war. Ich hatte zwar
erst einen großen Schreck bekommen, denn mein Rippenbuckel sah größer aus, als
er vor der OP war, das war aber alles nur geschwollen.
Freitag,
29. Juli 2005
Heute bin ich das erste Mal richtig weit gelaufen, bis in die Cafeteria
und zum Ausgang, da war ich richtig stolz, da ich mit meiner Mama im Krankenhaus
war, kamen heute dann mein Papa und meine beiden Geschwister zu Besuch.
Die nächste Woche verging dann relativ schnell, mir ging es immer besser, ich
konnte immer weiter laufen und die Schmerzmittel wurden immer weniger. Ich hab
in der Zeit trotzdem noch viel geschlafen, Musik gehört und Fernseher
geschaut.
Am Dienstag war dann endlich das Röntgen meiner
Wirbelsäule dran und ich hatte nur noch eine Krümmung von 7° in der BWS und ca. 10° in der LWS.
Die ganzen Schmerzen und die schwere Zeit hatte ich sich also gelohnt. So
konnte ich am Samstag den 06. August 2005, mit 20 mg Oxygesic (Morphium),
3mal/tgl. Diclofenac und einer Pantozol und Novalgintropfen entlassen
werden.
So fuhren wir abends dann mit dem Taxi zum Hamburger Hauptbahnhof und von
dort aus mit dem Schlafwagen nach München, und von dort aus weiter an den
Bodensee mit dem Auto.